Warum die bloße Anwesenheit eines Handys die Aufmerksamkeit von Kindern beeinträchtigt – und was das neue Handyverbot in Hessen damit zu tun hat
Smartphones gehören heute selbstverständlich zum Alltag von Kindern und Jugendlichen. Doch wie stark beeinflussen sie unsere Konzentration – selbst wenn sie gar nicht aktiv genutzt werden?
Eine aktuelle Studie der Universität Paderborn liefert hierzu überraschend deutliche Antworten: Schon die bloße Präsenz eines ausgeschalteten Smartphones kann die Aufmerksamkeit messbar verringern. Das ist besonders relevant für Schulen – vor allem im Kontext des geplanten Smartphone-Verbots in Hessen ab dem Schuljahr 2025/2026.
📊 Was zeigt die Studie?
In der Untersuchung von Skowronek, Seifert & Lindberg (Scientific Reports, 2023) führten 42 Studierende einen Aufmerksamkeitstest (d2-R) durch – einmal mit ausgeschaltetem Smartphone sichtbar auf dem Tisch, einmal ohne Smartphone im Raum.
Das Ergebnis:
- Signifikant geringere Aufmerksamkeit in der Gruppe mit sichtbarem Smartphone
- Langsamere Bearbeitungsgeschwindigkeit bei einfachen Aufgaben
- Kein Unterschied in der Genauigkeit – aber messbare kognitive Kosten bei Tempo & Fokus
📄 Die vollständige Studie ist hier einsehbar:
👉 Nature: The mere presence of a smartphone reduces basal attentional performance
🧠 Warum passiert das?
Die Erklärung liefert die Cognitive Load Theory (Sweller, 1988):
Unser Arbeitsgedächtnis hat nur begrenzte Kapazitäten. Wenn ein Smartphone sichtbar ist, entsteht eine extrinsische kognitive Belastung – auch ohne aktive Nutzung.
Das Gehirn bleibt in „Alarmbereitschaft“: Was, wenn eine Nachricht kommt? Selbst ein ausgeschaltetes Gerät bindet unbewusst Aufmerksamkeit.
📚 Und was bedeutet das für Schulen?
Die Auswirkungen sind besonders kritisch bei Kindern und Jugendlichen:
- Ihr Gehirn ist noch in der Entwicklung
- Exekutive Funktionen (Impulskontrolle, Aufmerksamkeitssteuerung) sind anfälliger
- Klassenzimmer sind bereits komplexe Reizumgebungen
💡 Schon ein stummes, ausgeschaltetes Handy kann die Lernleistung beeinträchtigen – selbst bei einfachsten Aufgaben wie Lesen oder Abschreiben.
